Grundlagen-Wissen: Wie sinnvoll sind Teil-Gewinnmitnahmen?

Teilgewinne mitzunehmen gehört zu den technischen Trading-Grundlagen.

Und wer gestaffelt in den Markt einsteigt, muss zwangsläufig darüber nachdenken, ob Teil- Gewinnmitnahmen nicht auch Vorteile bringen können. Worauf du bei Teil – Gewinnmitnahmen achten musst, ist mein Thema im heutigen Blog-Post.

Teil – Gewinnmitnahmen fühlen sich gut an

Ich glaube, jeder aktive Trader kann bestätigen: Es tut einfach gut schon angelaufene Gewinne zum Teil einzustreichen ohne dabei die Chance aufgeben zu müssen, weiter von einer guten Bewegung profitieren zu können.

Grade Anfänger können dadurch leichter Gewinne laufen lassen, denn sie haben ja schon einen gewissen Lohn eingefahren.

Was neben dem mentalen Vorteil eindeutig für Teil – Gewinnmitnahmen spricht, ist die Tatsache, dass die Wahrscheinlichkeit für die Fortsetzung einer Kursbewegung natürlicherweise sinkt je weiter die Kurse schon in die anvisierte Richtung gelaufen sind.

Deine erste Zielzone wird auf alle Fälle häufiger bedient, als die zweite oder dritte. Dieser unumstößlichen Wahrheit beim Trading kann mit der Teil – Gewinnmitnahmen Rechnung getragen werden.

Teilexits im Gewinn wirken wie zwei parallel angewendete Tradingsysteme

Auch wenn Gewinnmitnahmen deiner Tradingpsychologie einen psychologischen Vorteil bieten, und eine Trendfortsetzung mit zunehmender Dauer der Bewegung unwahrscheinlicher wird, ist der Teilexit im Gewinnfall ein Minenfeld.

Ein Teilexit kann einfach als leicht verändertes Tradingsystem – in Bezug auf den Standardhandelsansatz – angesehen werden.

Handelst du als Trader verschiedene Setups, respektive Strategien mit unterschiedlichen Erwartungswerten parallel, ist es rechnerisch immer am besten, wenn du dein ganzes Kapital in die Strategie mit dem höchsten Ewartungswert steckst, da sich Erwartungswerte nicht aufaddieren können.

Unproblematisch sind Teil – Gewinnmitnahmen auch deshalb nicht, weil ihnen ein Martingale Charakter innewohnt.

Denn: Bei Gewinnpositionen bist du möglicherweise unterkapitalisiert (weil du bereits Teilpositionen für Gewinnmitnahmen aufgelöst hast) und musst daher fürchten, für dein ursprünglich eingegangenes Risiko nicht angemessen ausbezahlt zu werden, denn im Verlustfall gehst du ja mit der ganzen Position ‘baden’.

Es gilt also auf der technischen Ebene des Teilexits generell zu bedenken: Unter mathematischen Gesichtspunkten ist ein Teilexit (im Gewinn wie Verlust) wirklich nur dann sinnvoll, wenn du als Trader weißt, die Chancen für eine weitere Bewegung der Preise zu deinen Gunsten stehen unter 50% oder haben sich zumindest eindeutig verschlechtert. Kannst du das nicht einschätzen, ist es besser, die ganze Position weiter Gewinne akkumulieren zu lassen.

Der Knackpunkt hierbei: Die Veränderung der Eintrittswahrscheinlichkeiten realistisch abschätzen zu können ist mitunter schwierig.

 

Bild: Eine Wahrheit des aktiven Börsenhandels lautet: Je weiter sich eine Kursbewegung in eine Richtung entwickelt hat, desto geringer werden die Chancen für eine weitere Preisbewegung in die gleiche Richtung

 

 

Wenn ein Scale out im Verlust Vorteile bringt, muss es im Gewinnfall auch so sein

Wenn du mein Coin Flip Experiment live mitverfolgt hast, weißt du, ich habe dabei auf eine eher selten zur Anwendung gebrachte Teilexit Variante im Verlustfall zurückgegriffen.

Interessanterweise lag ich mit meiner Teilglattstellung hier mehrheitlich richtig – sprich: Die Kurse lösten im Anschluß an den Scale out den Anfangsstop aus und ich konnte meine durchschnittlichen Verluste somit verkleinern.

Zustande kam dieser Vorteil aber nicht, weil ich schon beim Start der Position wußte, die Wahrscheinlichkeiten stehen gegen mich – sonst wäre ich nicht eingestiegen!

Nein. Vielmehr habe ich meine ursprüngliche Exitstrategie angepaßt, sobald ich aussagekräftige Zusatzinformationen aus der aktuellen Kursbewegung herauslesen konnte. Ich habe also Zusatzinfos der Preisbewegung – nach dem Positionsaufbau – zu meinem Vorteil genutzt.

Ich nenne das den Prozess einer fortlaufend angepaßten Prognose in Bezug zur Ausgangslage (Zeitpunkt des Markteinstiegs).

Letztendlich muss das auch im Gewinnfall möglich sein, denn der Markt kennt deine individuelle Position nicht. Diese Tatsache legitimiert Teil – Gewinnmitnahmen grundsätzlich.

Wenn du glaubst immer eine ‘fifyt fifty’ Chance zu haben, trade ohne Teilexits

Wenn du meinst oder weißt du handelst immer mit einer fifty fifty Chance am Markt, solltest du die Finger von Teilexits lassen und deine Position ganz auflösen.

Tradest du mit viel Markterfahrung und aussagekräftigen live gehandelten Datenreihen im Rücken, die besagen, dass du als Trader echte Zusatzinformationen aus dem Markt lesen kannst, kannst du Teilexits im Gewinn machen oder sogar im Verlust.

Mit Teil – Gewinnmitnahmen hast du immer ein Bein in der Tür um weiter von einer Kursbewegung profitieren zu können.

Wenn du ‘all in all out’ handelst, wirst du dagegen häufiger zugucken müssen, wenn sich die Kurse nach deinem Exit doch weiter günstig entwickeln.

Um diesen Nachteil des ‘all in all out’ Vorgehens ausgleichen zu können, brauchst du eine enorme Flexibilität beim Einstieg in den Markt. Kannst du die sicherstellen, ist diese Taktik aber möglicherweise profitabler als Teil – Gewinnmitnahmen durchzuführen.

Bedenke aber: Der Neuaufbau einer Position – nach einem Komplettausstieg – wird dir häufig nicht so einfach gelingen, weil deine Einstiegskriterien oft nicht erneut vorhanden sind, wenn du eigentlich wieder in den Markt einsteigen müsstest. Auch die Kosten können sich durch diese Taktik erhöhen.

Beachte auch: Deine einzelnen Take Profit Areas sollten bei Teil – Gewinnmitnahmen nicht nur ein paar Ticks auseinander liegen. In diesem engen Kursbereich ist es schlichtweg unmöglich, Veränderungen bei der Eintrittswahrscheinlichkeit eines zukünftigen Kursverlaufs auszumachen.

Wenn du also ohnehin nur sehr kurzfristig im Markt Position beziehst und auf relativ kleine Gewinne pro Trade aus bist, kannst du nur minimale bis gar keine Vorteile aus Teilgewinnmitnahmen ziehen.

Der Teilexit im Verlust: Eine Taktik für echte Tradingknalltüten

Technisch ist der Teilexit im Verlustfall die schwierigste Variante, denn es gibt hier keine vordefinierten Zielzonen um Gewinne mitzunehmen bzw in diesem umgekehrten Fall Teilglattstellungen von Verlusten zu machen. Die ganze Preisbewegung findet in einem relativ engen Kursbereich statt (zwichen Entrykurs und ISL).

Eine Veränderung der Eintrittswahrscheinlichkeit für das Erreichen des ISL’s zu erspüren ist damit wesentlich schwieriger, als bei deutlich auseinander liegenden Take Profit Areas im Fall von Gewinntmitnahmen. Hierdurch steigt die Gefahr deine Position unnötig früh abzubauen. Was wiederum deine durchschnittlichen Gewinne drücken würde, wenn die Position anschließend doch noch in den Gewinn laufen sollte.

Schlussglocke

Als Anfänger empfehle ich dir die Finger von einem Teilexit im Verlust zu lassen.

Für Teil – Gewinnmitnahmen gebe ich dir folgenden Ratschlag: Wenn du dich – aus hoffentlich guten Gründen – dafür entscheidest, halte es einfach und experimentiere nicht
zuviel damit rum. Richte dein Vorgehen an der Tatsache aus, dass die Wahrscheinlichkeit für eine weitere Bewegung, in die Richtung deiner Position, mit zunehmender Ausdehnung der Kursbewegung sinkt.

Wenn du mehrere realistisch zu erreichende sinnvolle Zielzonen definieren kannst, ist es durchaus in Ordnung an der ersten Zielzone die Hälfte oder zwei Drittel der Gesamtposition aufzulösen. Das übergeordnete Trendumfeld kann dir dabei helfen die richtige Aggressivität bei der Teilglattstellung zu finden.

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