Eine Tradingstrategie: Was macht sie aus?
Jeder Trader redet ständig über Strategien oder Setups. Diese Begriffe gehören zu den Trading-Grundlagen.
Auch der Begriff Trading-Stil wird regelmäßig gebraucht. Nur wenige haben dabei aber eine exakte Definition dieser Wörter im Kopf.
Du musst wissen: Es gibt tatsächlich einen Unterschied zwischen diesen Fachwörtern.
Aus diesem Grund versuche ich in diesem Blog-Artikel eine möglichst exakte Abgrenzung zwischen Strategien, Taktik- und dem Begriff Trading-Stil vorzunehmen.
Ich persönlich unterscheide noch eine weitere Begrifflichkeit. Welche das ist, wirst du gleich erfahren.
Die Begriffe auf den Punkt gebracht
Meine Definitionen der grundlegenden Begrifflichkeiten zum Thema systematisches Traden sehen wie folgt aus:
Ganz oben steht der Tradingansatz.
Dieser unterscheided dein Trading auf die grundsätzlichste Art und Weise.
Und zwar in Richtung und keine Richtung (Spekulation auf Kursveränderung vs Spekulation auf Kursstabilität).
In der nächsten Unterscheidungebene ist der Tradingstil angesiedelt.
Hierzu zähle ich im Bereich keine Richtung zB Stillhaltergeschäfte, Differenzarbitrage, Market Making.
Auf der Seite des Richtungstradings sind zu nennen: Trend Trading, Swing Trading, Scalping oder eine Mischform.
Konkrete Einstiegssetups wie Chartpattern, Indikatorkonstellationen oder Kombis davon laufen bei mir unter Einstiegstaktik.
Fundamentalanalyse kann ebenso zum Ableiten guter Tradingideen beitragen. Aber auch sie macht keine umfassende Tradingstrategie aus.
Dafür werden bestimmte Setups vordefiniert. Sie enthalten also klar definierte Bedingungen um einen Trade zu eröffnen. Wobei ein Trader das sehr genau festlegt, ein anderer wiederum etwas weniger streng.
Und erkennst du, dass Handelsstrategien nicht mit dem Tradingstil oder der Einstiegstaktik gleichzusetzen sind?
Der Trading-Ansatz bestimmt die Generalrichtung
Als ich vor lauter Bäumen den Trading-Wald nicht erkennen konnte – quasi aus einem Zwang heraus wieder den Überblick über mein Trading gewinnen zu müssen, entschied ich mich dazu, endlich eine genaue Einteilung über verschiedene Ansätze aufzustellen.
Achtung! Die hier vorgestellte Einteilung ist rein subjektiv und erhebt kein Anspruch auf objektive Korrektheit.
Meine Abgrenzung fing damit an, Trading-Aktivitäten in Richtungstrading und kein Richtungstrading einzuteilen. Etwas Grundlegenderes fällt mir bis heute nicht dazu ein. Diese beiden Synonyme liefern für mich die ultimative Grundeinteilung.
Mit sogenanntem Richtungs-Trading meine ich die Spekulation auf eine deutliche Veränderung des Preises eines Tradinginstruments. Ein Richtungstrader gewinnt nur dann, wenn sich der Kurs signifikant in eine bestimmte Richtung bewegt. Als Faustregel kann herhalten: Je mehr Preisveränderung zu Gunsten der eingegangen Position, desto besser. Genau deswegen eröffnet der Richtungstrader einen Trade.
Jetzt könntest du einwänden: Aber geht es beim Trading nicht immer um eine Richtungswette?
Ich muss sagen, dieser Einwand ist berechtigt.
Letzten Endes wettet tatsächlich jeder Marktteilnehmer auf irgendeine Art von Kursbewegung. Allerdings: Einige Stile zielen klar darauf ab, dass sich der Kurs – nach Tradereröffnung – möglichst wenig bewegt. Und genau diese Art des Tradings gilt für mich als das Gegenteil von Richtungs-Trading.
Zu nennen sind hier einige bekannte Optionsstrategien, wie zB ein Short Straddle, wobei es im Bereich Optionen auch Richtungs-Strategien gibt.
Diskretionär und systematisch – wo läuft der Grenzwall?
Wichtig in diesem Zusammenhang:
Für mich ist es kein Unterscheidungskriterium (im Hinblick auf den Trading-Stil/Ansatz), ob jemand einen diskretionären Trading-Ansatz handelt, oder einen systematischen. Diese Unterscheidung hinkt für mein Empfinden. Jeder gute Trading-Ansatz zeichnet sich durch Systematik aus. Auch gute diskretionäre Trader traden bewusst oder unbewusst systematisch – nur nicht mechanisch!
Doch auch Systemtrading ist theoretisch fast immer denkbar, meistens scheitert es aber an den Programmiermöglichkeiten.
Also bleibe ich bei meiner oben erwähnten Grundeinteilung in Richtungs- oder kein Richtungstrading und verzichte auf die Unterteilung in diskretionär und mechanisch.
Die Unterscheidung zwischen Fundamental- und Charttechnischer Analyse bildet noch ein wichtiges Kriterium bei der Einteilung. Für mich sind es keine eigenen Trading-Ansätze.
Beide Unterscheidungen können vielmehr als Überkategorie für Richtung- aber auch für ‚Keine Richtung’-Stile dienen.
Tipp: Im allgemeinen Sprachgebrauch ist es sinnvoll, von einem Tradingsystem zu sprechen, wenn auf die ganzheitliche Ausrichtung des eigenen Tradings abgezielt wird.
Welche wiederum von der eigenen grundlegenden Tradingphilosophie abhängt.
Die populärste Unterteilung bei Tradern – der Stil
Nun komme ich zu den Unterscheidungskriterien, welche den meisten Tradern geläufig sind.
Die Sprache kommt damit auf die grundlegenden Trading-Stile.
Diese sind: Positions-Trading, Swing-Trading, Daytrading, Market Making, Arbitrage, Optionsstrategien (Stillhaltergeschäfte) und Spread-Trading.
Streng genommen könnte langfristiges Investieren auch noch als Trading-Stil bezeichnet werden, denn letztlich ist es teilweise auch eine Richtungswette. Ich lass es aber in meiner Betrachtung außen vor, weil ich Investieren noch anderweitig vom aktiven Trading abgrenze.
Wichtig zu wissen ist nun die Zuordnung der Trading-Stile Arbitrage und Stillhaltergeschäfte, aber auch Market Making.
Wieso?
Diese drei Begriffe bezeichnen zwar Trading-Stile, jedoch gehören sie zum Trading-Ansatz ‚Keine Richtung’. Alle anderen Stile rechne ich hingegen zum Ansatz des Richtungstradings.
Zu erwähnen ist der ungewöhnliche Stil Spreadtrading. Dabei wird auf die unterschiedliche Entwicklung der Preise verschiedener Underlyings gewettet – dieser ist vor allem im Futures-Bereich verbreitet. Für mich ist es ein wenig ein Zwitter-Stil, allerdings richtungslastig. In Bezug auf den Spread-Wert ist es klares Richtungstrading, weil du als Trader gewinnst, wenn sich der Spread möglicht stark in eine Richtung entwickelt. Auf das Underlying betrachtet ist es nicht ganz so eindeutig. Es reicht nämlich aus, wenn sich nur eines davon bewegt und das zweite seinen Preis beibehält.
Du kannst mir folgen?
Zur Sicherheit hab ich dir das mal graphisch dargestellt:

Tradingstrategien: Die Einordnung
Du wirst jetzt bemerken, wie meine Einteilung immer spezifischer wird.
Was genau eine Strategie ist, werde ich dir am besten anhand eines sehr geläufigen Begriffes erläutern – dazu bediene ich mich dem Trading-Stil Day Trading.
Noch mal zur Erinnerung: Day Trading ist für mich ein Trading-Stil. Um genau zu sein, ein Trading-Stil aus der Basiskategorie Richtungstrading.
Einen konkreten Plan für den Markteinstieg solltest du hingegen als Einstiegstaktik definieren (zB Einstieg über Barhoch, unter Bartief der letzten Zeitperiode, Kerzenmuster etc).
Vom militärischen Sprachgebrauch abgeleitet, bedeutet Taktik soviel wie: Der Einsatz der eigenen Mittel unter Berücksichtigung der Umgebung und des Ziels. Trading ist zwar kein Krieg, aber die Analogie trifft es nicht schlecht.
Tradingstrategie: Meine konkrete Definition
Bei der Strategie handelt es sich um die höhere strategische Vorgehensweise deines Tradingsystems (übergeordnete Zielsetzung).
Ein sehr anschauliches Beispiel: Du steigst beim Trading nur in Trendrichtung ein. Deine Trading-Strategie heisst dann, trendfolgend handeln.
Noch ein Beispiel? Nagut…mach ich doch gerne.
Jetzt etwas ganz Spezifisches aus meiner eigenen Trading-Praxis:
Jeden Morgen bin ich darauf aus, im Bund- oder Stoxx50 Future, die Hauptbewegung des Handelstages mitzunehmen. Dafür versuche ich, innerhalb der ersten 2,5 Stunden nach Eröffnung, Position im Markt zu beziehen. Den Hintergrund dieses Vorgehens kannst du in meinem Artikel über die Eröffnungsstrategie nachlesen.
Wie der Name schon andeutet, trade ich damit eine sogenannte Eröffnungsstrategie. Warum ist das keine Taktik? Ganz einfach aus dem Grund, weil mir die Strategie nur grob vorgibt, was ich zu tun habe und worauf ich mit dem Trade aus bin.
Etwas genauer gefasst lautet sie: Versuche dich möglichst frühzeitig im Markt zu positionieren, um möglichst oft – und mit relativ engem Stop Loss – an der Hauptbewegung des Handelstages zu partizipieren. Das war’s schon!
Diese Vorgabe lässt jedoch völlig offen, wie ich genau in den Markt einzusteigen habe und wo der Initial Stop zu setzen ist. Dafür ist nämlich die Einstiegs- und Stop-Taktik verantwortlich. Diese beschreiben mir exakt, wann ich mich wie zu positionieren habe und wo ich den Trade absichern muss (Mittelverwendung).
Schlussglocke
Mit diesem Artikel über Trading Strategien und grundlegende Ansätze, möchte ich dazu beitragen, dass du als Trader deine Orientierung nicht verlierst. Aus Erfahrung weiss ich, wie schnell es gehen kann, und du hast keinen Plan mehr, um was es eigentlich gerade geht und was du treibst. Risikomanagement-Strategien habe ich hier bewusst außen vor gelassen, obwohl sie einen erheblichen Anteil am Tradingerfolg ausmachen und zu einem guten Trading System zwingend dazugehören. Als Teil deines umfänglichen Tradingsystems, müssen sie zur besseren Übersicht aber vom technischen Trading-Ansatz getrennt kategorisiert werden.
>> Du hast noch einen besseren Vorschlag zur Einteilung, oder eine gute Idee zur Verbesserung der Kategorien? Dann schreib mir das einfach ins Kommentarfeld.
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Hallo Ingmar,
Meine Einteilung sieht etwas anders aus, weil es besser für mich passt:-)
Die Einteilung in Richtungstrading und kein Richtungstrading stimmt mit deiner überein, wobei kein Richtungstrading bei mir keine Rolle spielt.
Das Richtungstrading habe ich erst mal in 3 Kategorien unterteilt:
Trendfolgend, Range und Counter.
In diesem Kommentar beschränke ich mich auf Trendfolgend.
Deine grafische Darstellung ist schön übersichtlich, deshalb habe ich auch eine gemacht. Ist aber nicht so schön wie deine:-)
Die Dinge die ich anders sehe, habe ich in Rot geschrieben. Meine Begründung folgt dann unter der Grafik. Die schöne Formatierung musst du dir dazudenken, das funktioniert im Kommentar leider nicht (oder ich weiß nicht wie;-)).
Richtung
Stil
Trendtrading, Swingtrading, Scalptrading
Strategie
Eröffnungsstrategie, Ausbruch, Pullback,
Scalping, Trend, Saisonails, Momentum, News
Stil:
Daytrading ist bei mir kein eigener Tradingstil. Es besagt ja nur dass, Positionen am selben Tag eröffnet und geschlossen werden.
Innerhalb des Daytradings kann ich alle Stile handeln.
Strategie:
Gehört bei mir noch der Pullback dazu – meine Lieblings Strategie:-)
Scalping und Trend sind bei mir nicht unter diesem Punkt.
Scalping beschreibt für mich einen kurzfristigen Trade, den ich mit unterschiedlichen Strategien handeln kann. Mit einer Eröffnungsstrategie könnte ich bspw. einen sehr kurzen Scalptrade handeln, aber auch einen längeren Swingtrade.
Einen längerfristigen Trendtrade kann ich bspw. mit einem Ausbruch oder einem Pullback Einstieg handeln.
Taktik:
Stimmt mit deiner Darstellung überein und fehlt deshalb in meiner Grafik.
LG
Birgit
Hallo Birgit!
Soweit ich das gerade einschätzen kann, liegen wir mit unseren Einteilungen gar nicht so weit auseinander. Keine Richtung lassen wir einfach mal außen vor, wobei hier die Kategorien fast einfacher zu unterscheiden sind.
Die Einteilung der Stile für den Ansatz Richtung bezieht sich bei mir hauptsächlich auf die Zeit. Wobei ich glaube, deine Einteilung trifft es da fast noch besser. Sclaping & Trend sind bei dir STil und Strategie?
Also kann dein Text schon einigermaßen nachvollziehen, aber formatiert ist der nicht. Vielleicht geht deshalb etwas der Überblick verloren. Schade.
PS: Du kannst das gerne mal als ALternativ-Entwurf aufzeichnen. Wenn du dir etwas Mühe gibst, hänge ich das dann an den Artikel an 😉
Hi Ingmar,
Wenn`s sein muss, kann ich mir auch Mühe geben. 😉
Auch ich erhebe übrigens keinen Anspruch auf objektive Korrektheit. Ist eben nur meine Sichtweise.
Daytrading,
gibt es bei mir so nicht. Es besagt ja nur, dass Trades nicht über Nacht gehalten werden.
Warum es für diese Art des Tradings einen Extra Begriff gibt, kann ich nicht nachvollziehen. Wenn es schon eine Einteilung gibt, wäre für mich die Einteilung in „not overnight“ für das Daytrading, und „overnight“ für den Rest nachvollziehbarer.
Stil,
bezieht sich auf die Haltedauer der Trades und ist Zeit unabhängig.
Trendtrading = längere Haltedauer
Swingtrading = mittlere Haltedauer
Scalptrading = kurze Haltedauer
Ein Beispiel:
Scalpen kann ich im Minutenchart oder im Wochenchart.
Im Minutenchart dauert der Trade einige Minuten.
Im Tageschart dauert der Trade mit demgleichen System einige Tage.
Strategie,
bezieht sich ausschließlich auf Strategien, mit denen ich die unterschiedlichen Stile handeln kann.
Alle Strategien lassen sich auf alle Stile anwenden.
Hier jetzt meine Grafik:
Schwarz: stimmt mit deiner Sichtweise überein
Rot und durchgestrichen: stimmt nicht mit deiner Sichtweise überein
Grün: meine Veränderungen
Richtung
Stil
Trendtrading, Swingtrading, Scalptrading
Daytrading,PositionstradingStrategie
Eröffnungsstrategie, Ausbruch, Pullback,
Momentum, News, Saisonals,
Scalping,TrendTaktik
Stimmt mit deiner Sichtweise überein